Eine Woche vor der Bundestagswahl wollten wir es als Caritas genau wissen: Was können Politikerinnen und Politiker als zukünftige Bundestagsabgeordnete tun, damit in Offenbach mehr bezahlbarer Wohnraum für alle geschaffen wird? Ein Thema, das den Offenbacher Bürgerinnen und Bürgern ganz besonders unter den Nägeln brennt. Deshalb haben wir – in Kooperation mit der vhs Offenbach und „Arbeit und Leben Hessen“ – bei den hiesigen Bundestagsdirektkandidatinnen und -kandidaten für den Wahlkreis 184 nachgefragt. Vertreterinnen und Vertreter von CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, DIE LINKEN, Freie Wähler und AfD waren am 14. Februar 2025 eingeladen, im Rahmen einer Wahlarena-Diskussion vor Publikum Position zu beziehen.
Die Podiumsgäste an diesem Abend
Im vollbesetzen Saal der Volkshochschule begrüßten die Moderatoren Dirk Wolk-Pöhlmann, vhs-Leiter, und Dominik Imeraj, ehmaliger Offenbacher Stadtverordneter, die Podiumsgäste:
Andreas Bruszynski, CDU, in Vertretung von Direktkandidat Björn Simon,
Helena Wolf für die SPD,
Tarek Al-Wazir für Bündnis 90/Die Grünen,
Georg Schneider, FDP, in Vertretung von Direktkandidat Ernestos Varvaroussis,
Peter Lutz für die AfD,
Magdalena Depta-Wollenhaupt für DIE LINKE
und Lukas Mengel für die Freien Wähler.
Zum Einstieg in den Themenschwerpunkt „Bezahlbares Wohnen und Leben in Offenbach – Wie sieht die Zukunft aus?“ gab Caritas-Bereichsleiterin Anette Bacher einen Überblick über die Offenbacher Lage im Jahr 2024: Demnach lebten in Offenbach 561 Menschen in einer Notunterkunft, davon über zwei Drittel in Gemeinschaftsunterkünften – auch viele Familien mit Kindern. 116 Menschen suchten die Caritas Straßenambulanz auf, darunter 100 Obdachlose. Deutschlandweit fehlten 550.000 Wohnungen.
Doch wie lassen sich Wohnungsnot, Wohnungs- und Obdachlosigkeit verringern oder gar verhindern? „Lösungsansätze gibt es bereits“, stellte Anette Bacher klar. Sie verwies auf die Forderungen des Nationalen Aktionsplans gegen Wohnungslosigkeit (NAP). Der Plan hat zum Ziel, die Wohnungslosigkeit bis zum Jahr 2023 zu überwinden. Es handelt sich um ein Maßnahmenpaket für Bund, Länder und Kommunen, das die Bundesregierung Mitte 2024 beschlossen hat.
Wie stehen die Kandidatinnen und Kandidaten zum NAP? Werden sie den Aktionsplan künftig weiterverfolgen?
Das sind die Antworten an diesem Abend:
Lukas Mengel, Freien Wähler:
Viele der Aktionsplan-Forderungen unterstützen wir!
Es gilt, die hohen Baukosten zu senken und Bürokratie abzubauen. Damit die öffentliche Hand preisgünstigen Wohnraum finanzieren kann, schlagen wir außerdem das Konzept der zweckgebundenen Bürger-Anleihe nach Münchner Vorbild vor.
Magdalena Depta-Wollenhaupt, DIE LINKE:
Wohnen ist ein Grundrecht – und keine Ware!
Bezahlbares Wohnen ist ein zentrales Thema von uns! Wir fordern mehr Sozialwohnungen und einen bundesweiten Mietendeckel! Das ist unser Alleinstellungsmerkmal.
Peter Lutz, AfD:
Angebot und Nachfrage werden den Wohnungsmarkt regeln!
Wir brauchen mehr Bauland. Runter mit den Baukosten! Es gibt zu viele baurechtlichen Vorschriften – da muss man mit der Kettensäge ran! Das Mietrecht ist ein Problem – es behindert den Markt.
Georg Schneider, FDP:
Am Aktionsplan ist vieles richtig!
Wir müssen baurechtliche Verfahren vereinfachen und Bürokratie senken. Bauen muss schneller und kostengünstiger werden!
Tarek Al-Wazir für Bündnis 90/Die Grünen:
Der Markt allein regelt nicht alles. Für Wohnungsbau braucht es einen Mix!
1. Anreize für private Investoren. 2. öffentlichen Wohnungsbau – nicht nur sozial. 3. Mehr Sozialwohnungen. Wohngeld ist eine sinnvolle Subvention – von der etwa Rentner profitieren.
Helena Wolf, SPD:
Wir stehen hinter dem Aktionsplan und wollen ihn umsetzen!
Die Mietpreisbremse muss besser durchsetzt und verstetigt werden. Wir wollen Leerstand bekämpfen. Spekulation durch Investoren muss verhindert werden.
Andreas Bruszynski, CDU:
Wir müssen mehr Angebot an Wohnraum schaffen – pragmatisch!
Flächenpotenzial im Bestand finden, etwa bei Dachgeschossen. Finanzielle Anreize geben durch Steuervorteile, Abschreibungen, Abzüge. Förderprogramme auflegen. Bürokratie abbauen.
Nach dieser ersten Positionierungsrunde konnten das Publikum Fragen stellen, die vom Podium ausführlich beantwortet wurden. Es folgte sodann ein zweiter Themenschwerpunkt „Arbeit und Fachkräfte für morgen – Wie gewinnen und wie qualifizieren?“.
Mit Dank an die Kandidatinnen und Kandidaten, an die Mitveranstaltenden und an das Publikum verabschiedete vhs-Leiter Wolk-Pöhlmann die Anwesenden. Nicht ohne den dringenden Appell zum Schluss: Bitte gehen Sie wählen!