Mit Gesprächen in großer Mitarbeiter-Runde startete der Besuch von Weihbischof Dr. Udo Bentz bei der Caritas in Rüsselsheim. Im Caritas-Begegnungscafé "Wunderbar" der Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstelle in der Goethestraße waren vor Kurzem rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedenen Caritas-Sozialdienste zusammengekommen, um sich in Kaffeehaus-Atmosphäre mit Weihbischof Dr. Bentz auszutauschen. Im Anschluss besichtigte Weihbischof Dr. Bentz auch das Caritaszentrum Dicker Busch.
In seiner Begrüßung ging der Mainzer Weihbischof auf die Bistumsinitiative "Sozialpastoral" ein, die das engmaschiges und kontinuierliches Zusammenwirken von Caritas und Pfarrgemeinden befördert: "Ich freue mich, zum offiziellen Auftakt meiner Visitation im Dekanat Rüsselsheim die Vor-Ort-Arbeit der Caritas näher kennenzulernen. Rüsselsheim ist Pilot-Dekanat für die Bistumsinitiative "Sozialpastoral". Als Mitwirkende haben Sie die Kultur des Miteinanders von Caritas und Gemeindeseelsorge neu geprägt und gestaltet. Auf Ihre Erfahrungen bin ich sehr gespannt."
Caritas im Dekanat Rüsselsheim mit Leben füllen
Einen Überblick darüber, "wie wir Caritas im Dekanat Rüsselsheim mit Leben füllen", gab zunächst Eric Niekisch, Bereichsleiter der Caritas im Kreis Groß-Gerau. Die Standorte der Caritas im Landkreis, dessen Gebiet sich in etwa mit dem katholischen Dekanatsgebiet Rüsselsheim deckt, reichen von der Mainspitze bis Kelsterbach und von Rüsselsheim bis Gernsheim. "Insgesamt leisten knapp 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie viele Ehrenamtliche wertvolle Arbeit für die Menschen im Kreis", sagte er. Und weiter: "Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt auf Beratungsangeboten und Projekten vor Ort. Unser Handeln orientiert sich am Sozial- und Pastoralraum. Das heißt, bei allen Angeboten schauen wir auf die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen. Wenn möglich und gewünscht, beziehen wir wohnortnahe Hilfe-Strukturen mit ein: Das können Nachbarschaftsinitiativen, Selbsthilfegruppen, Ehrenamtsnetzwerke, Angebote von Kitas, Schulen oder Pfarrgemeinden sein - und anderes mehr."
Vor knapp 40 Jahren nahm die Allgemeine Lebensberatung (ALB) in Rüsselsheim die Arbeit auf. Zahlreiche Fachdienste sind seither hinzugekommen: die Erziehungs-, Ehe- und Paarberatung, deren Kernaufgabe es ist, Familien zur Seite zu stehen, die Schwangerenberatung, die Integrierte Jugend-, Drogen- und Suchtberatung (IJDS), die sich einerseits um Suchtkranke kümmert, aber auch wichtige Präventionsarbeit leistet, zum Beispiel in Jugendeinrichtungen und an Schulen. Die Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle sowie die Migrationsberatung und Geflüchtetensozialarbeit sind weitere große Tätigkeitsfelder. Ganz neu eingerichtet wurde im Frühjahr ein Stadtteilbüro in Ginsheim-Gustavsburg, wo die Caritas nun auch in der Gemeinwesenarbeit aktiv ist.
Caritasdirektorin Christiane Leonhardt-Içten betonte: "Unser großer Vorteil ist: Mit unserem breiten Beratungsspektrum können wir den Menschen ganzheitliche Unterstützung anbieten. Denn ein Problem kommt erfahrungsgemäß selten allein." Niekisch ergänzte: "Bei allen Arbeitsfeldern ist die Vernetzung der Fachkolleginnen und -kollegen untereinander, die Kooperation mit Kirchengemeinden, mit den Kommunen und dem Landkreis sowie mit anderen Wohlfahrtsverbänden von großer Bedeutung, um effizient helfen zu können." Sodann gab er das Wort an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der einzelnen Caritas-Fachdienste weiter, die ihre jeweiligen Arbeitsbereiche vorstellten und aktuelle Entwicklungen benannten.
Die Allgemeine Lebens- und Sozialberatung (ALB) ist eine erste Anlaufstelle
Für Ratsuchende ist die Allgemeine Lebens- und Sozialberatung im Caritaszentrum Rüsselsheim am Dicken Busch häufig eine erste Anlaufstelle. "Wir klären die aktuelle Problemlage, setzen Prioritäten, überlegen weitere Schritte und vermitteln gegebenenfalls an Fachkolleginnen und -kollegen", erklärte ALB-Mitarbeiterin Madlen Müller die Aufgaben. "Der Mammutbereich an Beratungsarbeit in der ALB betrifft Fragen der Existenzsicherung", sagte sie. Es gehe um die Finanzen, um Wohnraum, um Strom und Heizung. Ganz oben auf der Dringlichkeitsliste stehe die Suche nach bezahlbarem Wohnraum. Sehr viele ihrer Klienten seien von Wohnungsnot betroffen. Man habe deshalb spezielle Wohnsprechstunden eingerichtet, aber die Vermittlung sei äußerst schwierig, berichtete sie. Das Thema "Wie schaffen wir Wohnraum für Menschen mit kleinem Budget oder in sozialen Notlagen" möchte Müller dem Bischof mit auf den Weg geben: "Hier besteht dringender Handlungsbedarf".
Die Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle (PSKB)
Aus der Allgemeinen Lebensberatung heraus entstanden bereits vor über 30 Jahren Angebote für Menschen, die an klassischen psychischen Erkrankungen leiden oder die sich in einer seelischen Krise befinden. Neben Einzelberatungen gibt es in der Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstelle (PSKB) heute zahlreiche Gruppen-, Beschäftigungs- und Freizeitprogramme. Regelmäßig finden dort auch offene, seelsorgerische Angebote statt. Bezugspersonen von Betroffenen können sich ebenfalls beraten lassen. Caritas-Mitarbeiter Klaus Lang sagte: "Wichtig ist uns: Die PSKB ist eine niedrigschwellige Anlaufstelle und vor allem auch Begegnungsstätte. Ins "Café Wunderbar" kann man auf einen Sprung vorbeikommen - oder auch für eine Stunde und länger." Die Räumlichkeiten erlauben die gute Verknüpfung der Freizeit- und Gruppenangebote mit Einzelgesprächen. "Wenn wir spüren, dass den Teilnehmer etwas bedrückt, können wir uns auch mal spontan für ein Gespräch unter vier Augen zurückziehen", beschrieb sein Kollege Peter Fett die flexible Arbeitsweise. Stolz sei man darauf, wie sich die PSKB entwickelt habe, sagte Fett: "Da ist etwas gewachsen!" Aus dem Kreis ehemaliger Klienten seien im Laufe der Jahre etliche Ehrenamtliche hervorgegangen, die nun selbst Freizeitaktivitäten für Klienten auf die Beine stellten.
Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden und Ehrenamtlichen
Jörg Ebermann ist bei der Caritas Rüsselsheim verantwortlich für den Fachdienst "Gemeindecaritas". Bei ihm laufen die Fäden für die Zusammenarbeit des Verbandes mit den Kirchengemeinden und Ehrenamtlichen zusammen. Man unterstützt sich gegenseitig - nicht nur am Caritassonntag: so etwa bei Familienfreizeiten der Pfarreien und anderen Veranstaltungen für junge Familien und Jugendliche. Caritasmitarbeiterinnen der Eheberatung bieten zum Beispiel regelmäßig Kommunikationstrainings im Rahmen der katholischen Ehevorbereitungsgespräche an, die begeistert angenommen werden. Umgekehrt leisten Ehrenamtliche aus den Pfarrgemeinden nach wie vor wertvolle Hilfe bei der Integration neuzugewanderter Menschen im Rahmen der Geflüchtetensozialarbeit. "Die Einbeziehung von Ehrenamtlichen aus den Gemeinden ist schon immer eine wichtige Basis für die Caritasarbeit gewesen: Sie bekommen vor Ort mit, welche Sorgen und Nöte die Menschen bewegen. So können wir bestehende Unterstützungsangebote anpassen oder neue entwickeln", sagte Ebermann.
Sich Veränderungsprozessen zu stellen und immer wieder zu fragen "Was brauchen die Menschen hier und jetzt?" - dazu ermunterte Weihbischof Dr. Bentz abschließend die Caritasmitarbeitenden. Er sagte: "Wir möchten den Menschen deutlich machen: Kirche ist nicht allein Gottesdienst, sondern lebt aus der Diakonie heraus. Kirche gestaltet das Leben in der Gesellschaft mit - ganz konkret, jeden Tag, hier vor Ort."