Caritasdirektorin Christiane Leonhardt-Içten wurde nach gut siebeneinhalb Jahren Tätigkeit als Vorstandsmitglied in den Ruhestand verabschiedet und ihr Nachfolger, Caritasdirektor Martin Webers, ins Amt eingeführt. Die Veranstaltung fand mit rund 280 geladenen Gästen aus Verband, Kirche, Politik und Gesellschaft statt, darunter zahlreiche Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter.
Die Jüngsten stimmten auf das Fest ein: Kinderchor der Kita St. Pankratius

Nach einer fröhlichen Einstimmung durch den Kinderchor der Offenbacher Kita St. Pankratius und Filmszenen aus der täglichen Verbandsarbeit begrüßte Aufsichtsratsvorsitzender Pfarrer Michael Kunze die Festgäste mit dem Jahresmotto 2025 der Caritas: Da kann ja jeder kommen: Caritas öffnet Türen. "In 80 Jahren sind viele Menschen zu uns gekommen, mit Bitte um Unterstützung durch die Caritas. Und ich hoffe und denke, dass vielen geholfen werden konnte." Allen, die in den vergangenen Jahrzehnten und bis heute in den verschiedensten Bereichen Caritasarbeit geleistet haben, sprach Pfarrer Kunze seinen herzlichen Dank aus - sei es in der Altenhilfe, in den Beratungszentren, in den Kitas und Schulen oder an anderer Stelle, etwa in der Verwaltung. Ebenso richtete er seinen Dank an diejenigen, die ideelle und materielle Unterstützung leisteten. Und mit Blick auf die Zukunft sagte er: "Sie alle schauen mit wachen Augen in die Gesellschaft hinein und überlegen, was es an neuen, künftigen Caritasangeboten braucht."
Das Bild der offenen Caritas-Tür passe auch gut zum aktuellen Wechsel im Vorstand, so Pfarrer Kunze. Frau Leonhardt-Içten gehe sinnbildlich hinaus und Herr Webers trete herein. Caritasdirektor Michael Klein stehe unterdessen als Vorstandsmitglied für Kontinuität innerhalb der Vorstandsdoppelspitze. Sodann lud Pfarrer Kunze die Festgemeinde ein zum Gottesdienst mit Bischof Peter Kohlgraf.
"Deus caritas est" - Ein Appell an jeden Einzelnen und an die Gesellschaft
Der Mainzer Bischof stellte die praktizierte Nächstenliebe als bedeutenden Wesenszug der Kirche in den Mittelpunkt seiner Predigt. "Deus caritas est" - Gott ist Liebe, Gott ist die Liebe" habe Papst Benedikt XVI vor 20 Jahren in seiner ersten Enzyklika erklärt. Seine Nachfolger Papst Franziskus und Papst Leo XIV hätten den Gedanken aufgegriffen und weiterentwickelt. Damit wollten sie wichtige Akzente setzen gegen jede Form von Ausgrenzung und Diskriminierung. Liebe und Zuwendung solle allen Menschen zuteilwerden und Grenzen überwinden. Das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter stehe dafür. Der Auftrag der Nächstenliebe wende sich sowohl an jeden einzelnen Menschen, als auch an die Gesellschaft mit ihren Institutionen. Es brauche Beides: Barmherzigkeit mit konkreter Sorge um die Armen als auch den Einsatz für eine gerechtere Gesellschaft.
Segenswünsche des Bischofs für die scheidende Direktorin und ihren Nachfolger

Bischof Kohlgraf schlug hier den gedanklichen Bogen zur Caritas. Die Institution Caritas leiste genau dies: Sie gebe konkrete Hilfe und fordere gerechte Strukturen im politischen Sinne ein. Er benannte einige prägende Projekte während der Amtszeit von Caritasdirektorin Leonhardt-Içten, darunter die Caritas-Straßenambulanz mit Winternotübernachtung für Obdachlose oder das Sozialkaufhaus Luise, das jahrelang eine wichtige Anlaufstelle für Langzeitarbeitslose war. Mit Dankesworten und Segenswünschen überreichte der Bischof anschließend das Entlassungsdekret an die scheidende Direktorin und die Ernennungsurkunde an Caritasdirektor Martin Webers. Ihm gab Bischof Kohlgraf mit auf den Weg: Möge er sich stets an die Worte der Päpste zu Barmherzigkeit und Gerechtigkeit erinnern und in diesem Sinne die Caritasarbeit seiner Vorgängerin weiterführen.
Stabwechsel im Vorstand des Caritasverbands Offenbach: Worte der Verabschiedung und des Dankes

Nach einer Pause mit Sektempfang füllte sich der Festsaal wieder. Einmal mehr an diesem Tag wurde Aufsichtsratsvorsitzender Pfarrer Kunze auf die Bühne gebeten, um den Wechsel im Vorstand zu begleiten. Er würdigte die Arbeit der Caritasdirektorin und sagte rückblickend: "Frau Leonhardt-Içten, Sie haben sich schnell in die Offenbacher Mentalität eingefunden und mit ihr vertraut gemacht." Immer nah bei den Menschen, nicht nur im Büro bei den Akten - so habe er sie stets wahrgenommen. "Danke für Ihre Ideen, für ihre Geduld und Ungeduld, für Ihr Lachen und Ihr Dasein!" Er wünsche ihr, auch im Namen des Aufsichtsrats, Kraft, Gesundheit und Gottes reichen Segen!
Seit Mai 2018 ist Caritasdirektorin Christiane Leonhardt-Içten als Vorstandsmitglied beim Caritasverband Offenbach tätig. Zuvor war die gebürtige Nürnbergerin und Diplom-Sozialpädagogin 35 Jahre ihrem vorherigen Dienstgeber treu geblieben, dem Caritasverband Frankfurt. Dort hatte sie verschiedene Leitungsfunktionen inne, insbesondere in der ambulanten sowie stationären Kinder- und Jugendhilfe.
Als Vorstandsmitglied beim Caritasverband Offenbach verantwortete Leonhardt-Içten innerhalb der Doppelspitze die Arbeit der Beratungszentren, der Gemeindecaritas und die Betreuung von Geflüchteten im Verbandsgebiet. Das stark wachsende Sachgebiet Kinderbetreuung und die Schulsozialarbeit gehörten ebenfalls zu ihrem Verantwortungsbereich. Zudem war Leonhardt-Içten für die Angebote der Tochtergesellschaft CariJob gemeinnützige GmbH zuständig. Ende November 2025 wird sie in den wohlverdienten Ruhestand gehen.
Dankbarkeit prägte auch die Abschiedsrede von Caritasdirektorin Leonhardt-Içten
In ihrer Abschiedsrede erinnerte sich die Caritasdirektorin an die Anfänge: "Manche fragten mich damals, ob ich Offenbach überhaupt kenne - und ob ich mir den Wechsel gut überlegt hätte. Ja, hatte ich - und ich habe es nicht einen einzigen Tag bereut! Ein Verband, der sich über Stadt und Kreis Offenbach sowie den Kreis Groß-Gerau erstreckt, bietet Vielfalt - in Angeboten und Menschen. Offenbach zählt über 150 Nationalitäten - das ist einzigartig!" Tief beeindruckt hätten sie die Improvisationsfähigkeit der Stadt angesichts knapper Kassen und die Netzwerke!
Herausfordernde Zeiten habe es gegeben, besonders während der Corona-Pandemie. Aber mit einem "unglaublichen Durchhaltevermögen" und einem hohen Maß an Kreativität in der Krise seitens der Mitarbeiterschaft habe man gemeinsam diese harte Zeit durchgestanden. "Besuchsfenster in Altenpflegeheimen, Plexiglasscheiben im Sozialkaufhaus, Beratung auf Parkbänken: "Keine einzige unserer Einrichtungen wurde geschlossen - das war vorbildlich!"
Der Abschied falle ihr schwer, aber sie sei dankbar für die großartige Zusammenarbeit mit den Menschen im Verband. Ganz gleich, ob mit dem Leitungsteam ("Sie haben bewegt, gestaltet und getragen"), mit den Mitarbeitenden der Geschäftsstelle ("Auf alle war Verlass") oder des Vorstandsbüros ("Ich werde Ihr Lachen und Ihre Herzlichkeit vermissen!") Und an alle weiteren Mitarbeitenden ("Unseren größten Schatz") richtete sie ihren Dank: "Sie haben alle mitgezogen, mit Herz, Einsatz und mit Flexibilität. Dafür: Hut ab!"
Die Mitarbeiterzahl ist im Verband seit 2018 von 450 auf 870 angewachsen. Viele neue Projekte gab es seither, die Anzahl der Kitas stieg von drei auf zehn, auch die Kinderbetreuung in Kelsterbach und das Angebot der Schulsozialarbeit im Kreis Offenbach wurde kräftig ausgeweitet. Etliche neue Pflegeeinrichtungen entstanden und öffneten ihre Türen: Haus Gabriel in Mainhausen, Haus Teresa in Offenbach, Haus Raphael in Hanau Klein-Auheim und Haus Anna in Heusenstamm. An den Start geht bald auch eine neue, große Zentralküche. Die scheidende Direktorin ist sich bewusst: "Ich weiß, ich habe viel gefordert. Und nicht alle Probleme ließen sich lösen. Aber ich habe immer geglaubt - an das Gute im Menschen, an den Wert unserer Arbeit und an den Rückhalt, den mir mein Glaube gibt"!
Einführung und Vorstellung von Caritasdirektor Martin Webers
Mit einem herzlichen Willkommen empfing Aufsichtsratsvorsitzender Pfarrer Kunze danach den neuen Caritasdirektor Martin Webers auf dem Podium. Webers hat seine Arbeit bereits mit Wirkung zum 1. September 2025 aufgenommen. Innerhalb des Vorstands verantwortet er die gleichen Geschäftsfelder wie seine Vorgängerin. Der 52-Jährige bringt vielfältige Erfahrungen in der Leitung sozialer Organisationen mit. Zuletzt leitete er die Stiftung St. Konradihaus in Schelklingen. "Wir freuen uns, mit Herrn Webers einen erfahrenen und engagierten Nachfolger für die Position des Vorstands gewonnen zu haben. Seine vielfältigen Erfahrungen werden uns helfen, die Herausforderungen der Zukunft und die Weiterentwicklung des Verbandes zu steuern und zu meistern", ist Pfarrer Kunze überzeugt.
"Sicher fragen Sie sich ‚Wen haben wir da eigentlich eingekauft?‘" - mit dieser Frage wandte sich Caritasdirektor Martin Webers direkt an die Festgäste und stellte sich mit einigen beruflichen Stationen vor. Als Diplom-Sozialpädagoge und Diplom-Kaufmann sei er seit 17 Jahren in verschiedenen Positionen in der Sozialwirtschaft als Gesamtverantwortlicher tätig gewesen. In dieser Zeit habe er gelernt, dass durch die Aufgaben eines Geschäftsführers oder Vorstands keinem Schutzbefohlenen direkt geholfen werde. Das machten vielmehr tagtäglich die helfenden Hände der Mitarbeitenden der Caritas vor Ort, wofür ihnen Applaus gelte! Seine Aufgabe als Vorstand verstehe er darin, geeignete Rahmenbedingungen für die Aufgaben der Mitarbeitenden zu erhalten oder zu schaffen. In diesem Sinne freue er sich auf viele Begegnungen und hoffe auf gute Zusammenarbeit. "Damit den Schwächsten und Schwachen in unserer Gesellschaft auch künftig durch die Caritas geholfen werden kann." Webers zitierte abschließend Gustav Heinemann, den ehemaligen Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland: "Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten ihrer Glieder verfährt."
Round-Table-Gespräche mit Gästen aus Politik und Kirche
Mit drei Round-Table-Gesprächen mit Gästen aus Politik und Kirche zum Jubiläumsthema "Caritasverband Offenbach: 80 Jahre Zusammenhalt stärken" ging es auf dem Podium weiter. Die Talkgäste nahmen die Caritasarbeit der letzten Jahre in den Fokus: Was wurde erreicht, welche Meilensteine gab es? Welche Entwicklungen zeichneten sich ab? Wie kann der Verband auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren, welche Antworten auf aktuelle und künftige Herausforderungen geben?
Soziale Arbeit ist das Rückgrat unserer Gesellschaft

Dabei gab es viel Lob aus den Kommunen und dem Landkreis: Offenbachs Sozialdezernent Martin Wilhelm und Bürgermeisterin Sabine Groß unterstrichen die Bedeutung des Verbands für die Stadt Offenbach. An der Politik in Berlin solle man sich derzeit nicht orientieren - sie spalte eher. Vielmehr sei es wichtig, die Menschen zusammenzubringen. Die Caritas trage ganz wesentlich dazu bei, den sozialen Zusammenhalt in der Stadt zu festigen. Als einen "unverzichtbaren Partner" bezeichnete Carsten Müller, Erster Kreisbeigeordneter des Kreises Offenbach, den Caritasverband. Er lobte die gute Zusammenarbeit bei der Schulsozialarbeit: Das Präventivangebot an Schulen schone nicht nur die Nerven der Eltern und Familien, sondern man spare am Ende soziale Folgekosten. Auch bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise 2015/2016 habe sich die Kooperation mit der Caritas sehr bewährt. Ganz ähnlich sah das Manfred Ockel, Bürgermeister der Stadt Kelsterbach. Auch er möchte die Caritas als kompetenten Sozialpartner nicht missen. Es gebe ein dichtes Netz an niedrigschwelligen Unterstützungsangeboten über die Stadt verteilt: dazu zählten Kitas, Schulkindbetreuung, das Projekt "Mehrgenerationenhauses" oder das Stadtteilzentrum Mandelhain. Perspektivisch wolle man Präventivangebote für Jugendliche entwickeln. Caritasdirektorin Leonhardt-Içten brachte es auf den Punkt: "Soziale Arbeit ist kein Kostenfaktor. Sie ist das Rückgrat unserer Gesellschaft!"
Aufbruch in den Nachkriegsjahren

Talkgast Regina Freisberg, Vorstandsmitglied des Diözesancaritasverbands Mainz, blickte zurück auf "80 Jahre Caritasverband Offenbach". In der Nachkriegszeit war die Not groß, es fehlte damals an elementaren Dingen: Nahrung, Kleidung, ein Dach über dem Kopf. "Die Caritas half dabei, Menschen mit dem Lebenswichtigsten zu versorgen. In den folgenden Jahrzehnten änderten sich die Probleme der Menschen und mit ihnen die Angebote der Caritas. Heute gebe es ein großes Netz an professionellen Hilfen, getragen von haupt- und ehrenamtlichen Caritasmitarbeitenden. Nach wie vor setze die Caritas "ein starkes Zeichen für das Leben" - ganz aktuell durch ein neues Online-Beratungsangebot für junge Menschen im Kreis Groß-Gerau zur Suizidprävention. Es nennt sich Suizidprävention U25, ist in Rüsselsheim angesiedelt und setzt auf eine Peer-to-Peer-Beratung, die von einer hauptamtlichen Mitarbeiterin koordiniert wird.
Pfarrer Andreas Puckel, Leitender Pfarrer der Pfarrei St. Franziskus Offenbach, verbindet die Caritas mit ganz konkreter Hilfe. "Wenn Menschen in Not bei uns an der Pfarrhaustür klingeln, dann weiß ich, ich kann sie zur Caritas schicken!" Bei einer seiner ersten Begegnungen mit der Caritas in Offenbach sei es um Formularhilfe gegangen. Ein Caritasmitarbeiter habe ihn gefragt "Habt ihr Räume für Formularhilfe?" Wenig später hätte sich das Pfarrhaus in Bürgel an bestimmten Tagen zur trubeligen Beratungsstelle verwandelt.
Veränderungen, Herausforderungen und Entwicklungen im Caritasverband Offenbach
Was waren die größten Veränderungen in der Caritasarbeit in den letzten Jahren und wie sehen Sie die Zukunft? Eine Frage, die an Caritasdirektor Michael Klein gerichtet wurde. Seit 13 Jahren ist Klein Vorstandsmitglied im Caritasverband Offenbach. Die wohl größte Veränderung sieht der Vorstandssprecher in der Art und Weise, wie Caritas hilft und unter stützt: "Caritasarbeit ist komplexer, professioneller und gleichzeitig herausfordernder geworden. Wir sind von einer reinen Fürsorgeorganisation zu einem Partner auf Augenhöhe geworden - sowohl in der Beratung, in der Pflege, in unseren Kitas als auch in der Migrationsarbeit." In einem Spannungsfeld zwischen sozialem Auftrag und wirtschaftlicher Realität bewege sich die Caritas heute, so Klein. Caritas sei eine soziale Organisation, ein Teil der Kirche, aber mit unternehmerischem Anspruch. "Wirtschaftlich denken, aber menschlich handeln" - es gelte, eine Balance zwischen diesen beiden Anforderungen herzustellen. Das sehe er als bedeutende Aufgabe für die Gegenwart und Zukunft an. Eine zweite große Veränderung sei der Umgang mit dem Wandel. Veränderungen seien früher eher die Ausnahme gewesen, heute seien sie "Dauerzustand". Herausforderungen wie Digitalisierung, Fachkräftemangel, Migration, Pandemie oder die Energiekrise hätten die Caritasarbeit auf den Kopf gestellt. "Wir mussten lernen, dass Stillstand keine Option ist." Deshalb sei der Verband heute "strukturierter, anpassungsfähiger und deutlich selbstbewusster" aufgestellt als in früheren Zeiten.
Mit weiteren Abschiedsbeiträgen von Bereichsleitungen, den Direktorenkolleginnen und -kollegen aus den anderen Bezirkscaritasverbänden des Bistums klang der offizielle Teil der Feier aus und ging fließend über in ein Betriebsfest für die Mitarbeitenden. Auch hier warteten noch einige Überraschungen auf die scheidende Direktorin und den neuen Caritasdirektor.
(Text: Sabine Schilha / Fotos: Teodora Stoeva)
