Mit einem Festakt wurde Caritasdirektor Bernd Bleines am 31. August 2018 verabschiedet und seine Nachfolgerin, Caritasdirektorin Christiane Leonhardt-Içten, ins Amt eingeführt. Nach 26-jähriger Dienstzeit im Caritasverband Offenbach, davon sieben Jahre als Caritasdirektor im Vorstand, ging Bleines in den wohlverdienten Ruhestand. Die Feier, die mit einem Gottesdienst mit dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf begann und mit Gesprächsrunden zum Thema »Vergangenheit und Zukunft im Caritasverband Offenbach« fortgesetzt wurde, fand mit rund 170 Gästen im Sozialkaufhaus »Luise 34« statt.
„Abschied und Begrüßung sind gute Gründe, um diesen besonderen Tag gemeinsam zu feiern“, begrüßte Pfarrer Michael Kunze, Aufsichtsratsvorsitzender des Caritasverbandes Offenbach, die Festgemeinde. „Im Namen des Aufsichtsrates überbringe ich Bernd Bleines unseren herzlichsten Dank für seine langjährige Arbeit, sein Engagement und Einsatz, und nicht zuletzt für sein Verhandlungsgeschick im Dienste der Caritas“, so Pfarrer Kunze. „Frau Leonhardt-Içten heiße ich herzlich im Caritasverband Offenbach willkommen.“
Die Vergangenheit dankbar anzunehmen und Gottes Segen für die Zukunft zu erbitten – dies stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes mit Bischof Kohlgraf. „Der Segen Gottes begleitet uns dorthin, wo wir Menschen vom Rande in die Gesellschaft holen; heraus aus dem Leid, heraus aus dem Elend“, betonte Kohlgraf. Mit Blick auf Bleines‘ berufliche Stationen in der Asylarbeit, in Beratungsdiensten und der Arbeit mit Langzeitarbeitslosen sagte er: „Wenn es stimmt, dass wir Gott nahe kommen in der Begegnung mit Menschen, dann ist Gott Ihnen in all den Jahren ganz schön oft auf die Pelle gerückt. Möge Ihnen die Nächstenliebe auch in Zukunft erhalten bleiben.“ Beim Überreichen der Ernennungsurkunde an Caritasdirektorin Leonhardt-Içten gab Bischof Kohlgraf auch ihr mit auf den Weg: „Begegnen Sie den Menschen mit dem Gedanken: Es kann sein, dass ich in diesem Moment Gott nahe bin.“
Leonhardt-Içten, die zuvor viele Jahre beim Caritasverband Frankfurt in leitenden Positionen tätig war, hat ihre neue Arbeit bereits mit Wirkung zum 1. Mai 2018 aufgenommen. Wie bisher Bernd Bleines wird sie innerhalb der Vorstandsdoppelspitze die Beratungsstellen in Stadt und Kreis Offenbach sowie im Kreis Groß-Gerau verantworten. Ebenso die Aufgaben der CariJob gGmbH; eine Tochtergesellschaft, die Langzeitarbeitslose berät, begleitet und qualifiziert. Vorstandssprecher und Caritasdirektor Michael Klein ist weiterhin für die Altenhilfe und die Geschäftsstelle mit Finanz- und Rechnungswesen, Organisation und Zentrale Dienste zuständig.
Nach dem Gottesdienst starteten die Gespräche am Runden Tisch mit Gästen aus Kirche und Politik. Eine erste Gesprächsrunde mit Bernd Bleines, Stephan Färber (Stadtverordnetenvorsteher der Stadt Offenbach), Joachim Hoehn (Bereichsleiter für Sozial- und Jugendhilfeplanung im Kreis Offenbach), Manfred Ockel (Bürgermeister der Stadt Kelsterbach) und Montserrat Mojica (MAV, Mitarbeitervertretung Caritasverband Offenbach) beleuchtete schlaglichtartig die Caritasarbeit der letzten zehn Jahre.
Ein Highlight war die Eröffnung des Offenbacher Sozialkaufhauses »Luise 34« vor elf Jahren. Dort finden Menschen mit kleinem Geldbeutel günstige Möbel, Haushaltswaren und Bekleidung. Zugleich bietet »Luise« Langzeitarbeitslosen Beschäftigung und Qualifizierung. Das Sozialkaufhaus ist eine Herzensangelegenheit von Bernd Bleines – Aufbau und Entwicklung des Beschäftigungsträgers hat er, in Kooperation mit dem Jobcenter MainArbeit, maßgeblich geprägt. Weitere Meilensteine sind etwa der Ausbau des Caritaszentrums in Kelsterbach, insbesondere mit Angeboten für Familien, oder die breit und vielfältig aufgestellte Flüchtlingsarbeit im Kreis Offenbach. „Ohne Kooperationspartner hätten wir das alles gar nicht geschafft“, würdigten Manfred Ockel und Joachim Hoehn Bleines‘ Initiative und die Zusammenarbeit mit der Caritas.
„Mir war es ganz wichtig, nicht nur im Büro zu sitzen, sondern rauszugehen. Dahin, wo Hilfe gebraucht wird. Auch dahin, wo es Vorbehalte gegenüber der Kirche gibt“, sagte Bleines rückblickend. Dass er 1992 als Fachberater für Asylfragen bei der Caritas anfing und später etliche Jahre die Migrationsdienste des Verbandes leitete, kam ihm insbesondere beim Ausbau der Flüchtlingsarbeit im Zuge der großen Flüchtlingswelle zu Gute.
Um die Zukunft der Caritasarbeit ging es in einer zweiten Gesprächsrunde. Welche Aufgaben kommen auf den Caritasverband Offenbach künftig zu? Welche Erwartungen gibt es an einen katholischen Wohlfahrtsverband? Welche Wünsche hat der Verband an die Politik? Diese Fragen diskutierten Christiane Leonhardt-Içten, Bischof Peter Kohlgraf, Stefan Grüttner (Hessischer Minister für Soziales und Integration), René Rock (MdL, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Hessischen Landtag) und Joachim Hoehn (Bereichsleiter für Sozial- und Jugendhilfeplanung im Kreis Offenbach).
„Beweglichkeit“ wünscht sich Bischof Kohlgraf auch künftig für die Arbeit der Caritas – „und dass die Themen der Menschen die Themen der Kirche sind“.
„Gelebte Solidarität“ ist für den FDP-Politiker René Rock „unerlässlich“ in Zeiten, in denen der gesellschaftliche Zusammenhalt brüchiger wird. „Solidarität muss aus der Mitte der Gesellschaft wachsen“, sagte er. Die Caritas mit ihren Netzwerken in die Gemeinden und ins Ehrenamt sei dabei ein wichtiger Partner.
Caritasdirektorin Leonhardt-Içten bestätigte: „Wir müssen der soziale Kitt in der Gesellschaft bleiben. Wir müssen Menschen, die am Rande stehen, Teilhabe ermöglichen und eine Stimme verleihen.“ Neue Impulse möchte sie etwa in der Behindertenhilfe für Erwachsene setzen – sei es bei der Integration in Arbeit oder Unterstützung bei der Familiengründung. Aktuell wünsche sie sich von der Politik ein offenes Ohr in Sachen Sozialer Arbeitsmarkt. Denn nicht wenige Langzeitarbeitslose schafften es trotz Hilfestellung nicht kurzfristig zurück in den ersten Arbeitsmarkt. „Auch diese Menschen brauchen einen sinnstiftenden Platz in unserer Gesellschaft und eine längerfristige Perspektive auf eine Beschäftigung.“
Sozialminister Grüttner signalisierte Gesprächsbereitschaft: Auch wenn es das primäre Ziel sein müsse, Langzeitarbeitslose in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln, so sei klar, dass die Frage des Beschäftigtseins für Menschen weit mehr bedeute als reine Erwerbsarbeit: Sie biete ein stabiles soziales Umfeld, gebe Anerkennung und stärke das Selbstbewusstsein. Das helfe Betroffenen, wieder Fuß zu fassen und steigere die Chancen, im regulären Arbeitsmarkt unterzukommen. Die Durchlässigkeit zum ersten Arbeitsmarkt müsse immer mitgedacht werden, betonte er.
Mit Grußworten von Caritasdirektor Klein, Dankesworten von Caritasdirektor Bleines und Caritasdirektorin Leonhardt-Içten sowie einer kleinen Abschiedsperformance der Direktoren der Bezirkscaritasverbände des Bistums klang der offizielle Teil der Feier aus. Die langjährige gute Zusammenarbeit mit seinem Vorstandskollegen Bleines hob Klein noch einmal besonders hervor und dankte ihm dafür. Was er an Bleines‘ Arbeitsstil so schätze? „Seine schnelle Reaktion auf aktuelle Veränderungen: wo er Menschen helfen kann, ist Bernd Bleines sofort dabei; telefoniert, schreibt Anträge – auf der Stelle.“
Und was rät Bleines seiner Nachfolgerin? „Stillstand ist tödlich. Wir können uns nicht ausruhen auf dem, was geschaffen wurde. Was heute richtig ist, muss vielleicht in fünf Jahren wieder verändert werden!“
Vita Bernd Bleines
Bernd Bleines wurde am 10. Januar 1953 in Karlsruhe geboren.
Nach Abschluss des Studiums der Erziehungswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main war er von 1982 bis 1991 in verschiedenen Bereichen der sozialen Arbeit tätig.
Im Jahr 1992 wechselte der Diplom-Pädagoge zum Caritasverband Offenbach/Main e.V. Er war zunächst zuständig für die Fachberatung in Asylfragen und übernahm 1997 die Leitung der Migrationsdienste in Stadt und Kreis Offenbach sowie im Kreis Groß-Gerau.
Von 1999 bis 2007 leitete Bleines das Caritashaus St. Josef in Offenbach mit seinen Beratungsdiensten.
Mit Gründung der CariJob gGmbH, einer Tochtergesellschaft, wurde Bleines 2007 deren Geschäftsführung übertragen. In Zusammenarbeit mit dem kommunalen Jobcenter MainArbeit in Offenbach war er maßgeblich für Aufbau und Entwicklung dieses Beschäftigungsträgers verantwortlich. Die CariJob berät, begleitet und qualifiziert Langzeitarbeitslose und betreibt das Sozialkaufhaus „Luise34“ in Offenbach.
Im Jahr 2011 wurde Bleines zum Caritasdirektor und Vorstandsmitglied im Caritasverband Offenbach/Main e.V. ernannt. Sein Verantwortungsbereich umfasst die Geschäftsfelder Beschäftigung und Maßnahmen, Caritaszentren mit Beratungsdiensten im Kreis Offenbach und im Kreis Groß-Gerau sowie den Bereich Gemeindecaritas.
Ende August 2018 ging Bernd Bleines in den wohlverdienten Ruhestand.
Vita Christiane Leonhardt-Içten
Christiane Leonhardt-Içten wurde am 14. Juni 1959 in Nürnberg geboren.
Nach Abschluss des Studiums der Sozialpädagogik (Nürnberg, 1984) nahm die Diplom-Sozialpädagogin beim Caritasverbandes Frankfurt e. V. zunächst eine Tätigkeit als pädagogische Fachkraft in einem Kinderheim auf.
Dem Caritasverband Frankfurt blieb Leonhardt-Içten sodann 35 Dienstjahre treu. Seit dem Jahr 1987 in leitender Funktion. Zwei wesentliche Arbeitsschwerpunkte waren die ambulante Jugendhilfe und die stationäre Kinder- und Jugendhilfe. Von 1987 bis 1995 leitete sie ein offenes Kinderhaus in Frankfurt-Goldstein, anschließend das Schülerheim Haus Thomas im Frankfurter Stadtteil Hausen und von 1998 bis 2011 das heilpädagogische Kinderheim Vincenzhaus in Hofheim.
Leonhardt-Içten qualifizierte sich berufsbegleitend weiter zur systemischen Familientherapeutin und belegte Fortbildungen zur Sexualpädagogik, zur systemischen Organisationsentwicklung und zu betriebswirtschaftlichen Steuerungselementen von Sozialunternehmen.
2011 wurde Leonhardt-Içten die Leitung der Abteilung „Heime der Jugend- und Behindertenhilfe“ im Caritasverband Frankfurt übertragen.
Nach 35 Jahren wechselte sie am 1. Mai 2018 zum Caritasverband Offenbach/Main e. V.
Leonhardt-Içten wird Nachfolgerin von Bernd Bleines. Als Caritasdirektorin übernimmt sie im Vorstand den Verantwortungsbereich der Beratungsstellen in Stadt und Kreis Offenbach sowie im Kreis Groß-Gerau. Ebenfalls ist sie für die Aufgaben der CariJob gGmbH zuständig.